Im Jahr 2022 kann Betzenhausen auf Geschichte von 1050 Jahren zurückblicken seit der ersten dokumentierten Nennung. In einer kleinen Reihe von Beiträgen haben wir deshalb über die Geschichte Betzenhausens im Bürgerblättle berichtet (Stadtteil-Magazin des Bürgervereins, Ausgaben ab August 2022) und so an die Anfänge erinnert. Nachfolgend eine Zusammenfassung.
Betzenhausen ist 1050 Jahre alt
Das erste Mal taucht der Name unseres Stadtteils Betzenhausen als Dorf („Bezenhusa“) in einer kaiserlichen Urkunde aus dem Jahr 972 auf. Das Dorf ist aber noch um einiges älter. Das ergibt sich aus dem Namen „hausen“, der auf die fränkische Landnahme nach Ende der Völkerwanderungs-zeit zurückgeht. Dokumente oder gar Bauwerke und andere Objekte gibt es aus dieser frühen Zeit nicht.
Wer hier in Betzenhausen wohnt, darf auch ein bisschen stolz sein, dass hier schon ein Dorfleben bestand, als es Freiburg noch gar nicht gab, jedenfalls gibt es keine frühere urkundliche Erwähnung. Freiburg trat erst 150 Jahr später urkundlich in die Geschichte ein (im Jahr 1120).
Also schauen wir mal zurück ins 10. Jahrhundert. Das Dorf Betzenhausen spürte damals schon einen Hauch der großen europäischen Geschichte, denn im Jahr 972 ist das Dorf Betzenhausen („Bezenhusa“) in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto I. an das Kloster Einsiedeln aufgeführt (bestätigt durch seinen Sohn und Mitkaiser Otto II.).
Abb. links: Das Wappen von Betzenhausen am Brunnen vor der St. Thomaskirche. Angebracht zur 1000 Jahr Feier.
Die Zeit Otto des Großen
Otto war der mächtigste König des mittelalterlichen Ostfrankenreiches („Otto der Große“) und hatte große Erfolge bei der Festigung des Reiches nach der Zeit der Karolinger (bis 911). Das Ostfrankenreich war in Stammesherzogtümer aufgeteilt. Otto kann als letzter König des Ostfrankenreiches angesehen werden, ein deutsches Reich gab es noch nicht. Er wurde 962 vom Papst nach einer langen kaiserlosen Zeit zum Römischen Kaiser gekrönt, nachdem er zuvor das Königreich Italien erobert hatte. Der Kaiser galt als Schutzherr des Papsttums und König von Italien. Durch die schwierige politische Situation in Italien war Otto jahrelang dort gebunden.
Bekannt ist Otto hierzulande durch die Schlacht auf dem Lechfeld (955), in der Ottos Heer erfolgreich die Ungarn besiegte, die sich anschließend für immer in die (heutige) Ungarische Tiefebene zurückzogen. Erst nach diesem Ereignis konnte sich langsam eine „deutsche Nation“ entwickeln. Nach der Sicherung der Außengrenzen durch diese Schlacht hat Otto vielfältige Schenkungsurkunden an Klöster und weltliche Herrscher ausgestellt. Sie sollten die geistlichen und weltlichen Herren eng an das Königshaus binden und der Sicherung seiner Herrschaft im Inneren dienen.
Das Jahr 972 war für Otto und seinen Sohn als Mitkaiser ein Jahr mit großen Erfolgen. Nach einem langen Italienaufenthalt folgte eine Verständigung mit dem oströmischen Kaiser. Dies führte zu einer prunkvollen Hochzeit seines Sohnes mit einer byzantinischen Prinzessin in Rom. Anschließend kehrte Otto mit der kaiserlichen Familie im Sommer 972 in das Land nördlich der Alpen zurück. Dort machte der Kaiserhof Station im Kloster St. Gallen, bevor es im Herbst 972 zur Synode nach Ingelheim am Rhein ging. In St. Gallen wurde im August 972 die kaiserliche Urkunde ausgestellt, in der Betzenhausen – mit anderen Orten im Breisgau, darunter auch unsere Partnergemeinde Teningen – erstmals urkundlich erwähnt ist. Im folgenden Frühjahr ist Otto auf dem Höhepunkt seiner Macht gestorben. Die Macht ging nahtlos an seinen Sohn Otto II. über.
Mönch Meinrad und das Wappen von Betzenhausen
Wir verlassen den Breisgau, zu dem auch das frühere Dorf Betzenhausen gehörte, und machen eine mehrtägige Reise. Die Fahrt führt nach Basel, dann weiter am Hochrhein aufwärts bis Bad Säckingen und wendet sich nach Süden in den Schweizer Kanton Aargau und in Richtung Zürich. Dabei kommen wir unterwegs an der Habsburg vorbei, dem Stammsitz des Fürstenhauses, das später in Wien (Kaiser und Erzherzog) und Innsbruck (Tirol und Vorderösterreich) herrschen sollte und zu dem Betzenhausen insgesamt 425 Jahre lang gehörte.
Im Süden des Zürichsees steigen wir über den Etzelpass (Kapelle) und kommen in ein Hochtal. Dort finden wir heute eine monumentale Klosteranlage, den größten Wallfahrtsort der Schweiz und eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg – die Abtei Maria Einsiedeln (mit der „Schwarzen Madonna“).
Der Mönch Meinrad und seine Geschichte:
Er verließ das Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau im Bodensee (im Jahr 828) und entschloss sich für ein Leben als Eremit. Dazu zog er sich in dieses abgeschiedene Hochtal – früher im Finstern Wald bezeichnet – im Süden des Zürichsees zurück. Dort errichtete er eine Klause und eine Kapelle, um in der Einsiedelei Gott zu dienen – und dort entstand später die Benediktinerabtei Einsiedeln.
Die Raben und ein Mord: Der Sage nach wurde Meinrad von zwei Landstreichern erschlagen. Daraufhin sollen zwei Raben die Mörder verfolgt und vor Gericht geführt haben, wo sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden. Aus diesem Grund sind auf den Wappen von Kloster und Dorf Einsiedeln zwei Raben im Flug abgebildet.
Als Erinnerung daran sind auf dem Wappen des später dort entstandenen Klosters Einsiedeln zwei Raben im Flug abgebildet. Wenn man jetzt diese flatternden Vögel genauer betrachtet und sie mit dem zerzausten Geflügel im Wappen von Betzenhausen vergleicht, dann fällt doch die Ähnlichkeit auf.
Das Wappen von Betzenhausen
Es spricht viel dafür, dass im Wappen von Betzenhausen einer dieser Raben aufgenommen wurde, um die über 250 Jahre lange Zugehörigkeit zum Kloster Einsiedeln zu würdigen. Kloster und Gemeinde Einsiedeln haben bis heute im Wappen die beiden Raben im Flug, in erhabener Größe, weniger zerzaust.
In den Texten, die sich mit der Geschichte Betzenhausens und dessen Wappen beschäftigen, bleibt die Erklärung stets vage. Im Stadtarchiv findet sich ein Dokument,
wonach das Wappen
schon vor 1783 im Gebrauch war. Von einem Adler, über einem Pflug schwebend, wird an verschiedenen Stellen gesprochen. In der
Badischen Zeitung stand 2003: „Die Bedeutung des Adlers ist unklar.“ Das sehe ich auch so. Denn es ist kein Adler.
Das Wappen von Betzenhausen hat 3 Teile:
- Links die Erinnerung an die Habsburger Zeit (Vorderösterreich von 1381 bis 1806) mit dem rot-weiß-roten Bindenschild.
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rechts ein Rabe in Erinnerung an Zugehörigkeit zum Kloster Einsiedeln (etwa 250 Jahre ab 972).
- Darunter steht die blaue Pflugschar als Symbol für das frühere Dorf der (leibeigenen) Ackerbauern.
Das Kloster Einsiedeln (Benediktinerabtei)
ist heute eines der größten Wallfahrtsorte der Schweiz und eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg (Nachfolgend Foto von Kloster Einsiedeln heute, Quelle: www.kloster-einsiedeln.ch).
Die weitere Geschichte
In der Geschichte des Dorfes Betzenhausen gibt eine einige weiße Flecken. Das betrifft hauptsächlich die Zeit der Zugehörigkeit zum Kloster Einsiedeln und vor allem das Ende dieser Zeit im 13. Jahrhundert. Noch im Jahr 1220 hat Betzenhausen zu Einsiedeln gehört (verwaltet vom Kammergut in Riegel): Die Herrschaft übten danach wohl zeitweise die Freiburger Grafen und reiche Bürger aus. Wie es den Leuten in Betzenhausen in dieser Zeit ging, davon wissen wir nichts. Schließlich verkaufte Franz Geben („der Sigstein“) das Dorf im Jahr 1381 an die Stadt Freiburg (Sigsteinstraße).
Zum Kaiser in Wien
Jetzt also zum Haus Habsburg und damit in die Nähe zum römisch-deutschen Kaiser mit der Residenz in Wien (bis 1806). Ab dem Jahre 1381 gehörte Betzenhausen gemeinsam mit der Stadt Freiburg zum
Herrschaftsbereich des Hauses Habsburg. Betzenhausen war Teil der habsburgischen Vorlande („Vorderösterreich“).
Vorderösterreich war kein zusammenhängendes Gebiet, sondern weit verstreut und zerstückelt in viele Teile und Landschaften. Zu Vorderösterreich gehörten auch das Elsass (bis zum
30-jährigen Krieg) und der Breisgau und damit auch Betzenhausen. Regiert wurde Vorderösterreich als Teil des (Erz-)Herzogtums Österreich von Innsbruck aus (nicht vom Kaiser in Wien). Die
Hauptstadt des westlichen Teils war bis zum 30-jährigen Krieg die Stadt Ensisheim im Elsass, später Freiburg. Ganz im Westen gehörte die Stadt Thann mit dem eindrucksvollen
gotischen Münster auch zu Vorderösterreich. Mit dem Frieden von Preßburg (1805) endete die Zugehörigkeit von Betzenhausen zu Österreich.
Im 19. Jahrhundert (1806 bis 1907) war Betzenhausen eine freie Landgemeinde im Großherzogtum Baden. Am 1. Januar 1908 folgte der Anschluss an die Stadt Freiburg (Eingemeindung).
Der Text ist eine Zusammenfassung aus Veröffentlichungen des KuGe im Stadtteil-Magazin "Bürgerblättle" des Bürgervereins (Ausgaben ab Aug. 2022 bis Febr. 2023).